Stadion:
Tiflis – Boris Paichadzis Erovnuli Stadioni / Dinamo Arena
Spiel:
04.09.2015 – Georgien vs Schottland
EM-Qualifikation, 2014/15, 7. Spieltag, Gruppe D – 1:0 – Z: 23.000 (2.500)
Report:
Ohne Plan durch Absurdistan – Teil 2
Vom Flughafen Baku ging es mit dem Qatar Airways Flieger in die georgische Hauptstadt. Abflug 13:15, Ankunft 13:15 – die Zeitverschiebung machts möglich!
Mit spitzen Bordprogramm also Monitor und aktuellen Kinofilmen sowie einem kleinen Frühstück verging der Flug wie im Flug (Delling lässt grüßen).
Mit im Flugzeug waren schon einige Schotten die sich warm sangen und tranken. “We love you Scotland, we do!” wurde bei der Passkontrolle zu “We love you Georgia, we do!” was selbst den am grimmingsten drein schauenden Zöllner ein Lächeln auf Lippen zauberte, was auch bei meiner Zöllnerin der Fall war und so ging es ganz schnell und freundlich durch die Kontrolle und es hieß “Welcome to Georgia!”.
Auch hier wartete bereits der vorab bestellte Airport-Transfer unseres Hotels auf uns. Tiflis empfing uns ebenfalls mit sommerlichen Temperaturen und nach einer kurzen Autofahrt waren wir auch schon in unserem super Hotel in der Nähe des Rustaweli-Boulevard, einer Hauptverkehrsstraße und Flaniermeile im Zentrum von Tiflis.
Nach einchecken, Geld ziehen und Essen fassen ging es auch schon mit der Metro von der Rustaweli Station nur 2 Haltestellen weiter bis zum Hauptbahnhof in dessen Nähe sich auch das Nationalstadion Georgiens befindet.
Das war schon ein ganz andere Welt, im Gegensatz zum ansehnlichen Zentrum (wobei der HBF ja auch noch dazu gehört) und ein noch größer Unterschied zu Baku. Ein Straße in der Nähe wird gerade neu gebaut und zur Zeit ist dort nur blanke Erde. Es ist warm, es staubt, überall sind Menschen am wuseln oder verkaufen irgendwas an ihren kleinen Ständen. Andere lungern einfach nur rum und sind dabei.
Ansonsten aber alles easy going, wir fielen gar nicht weiter auf denn Blickfang heute waren sowieso die schottischen Fans. Viele kamen im Kilt und mit weiteren traditionellen Kleidungsstücken und sorgten für Erstaunen und Lächeln bei den Georgiern. Im Stadion und Umfeld waren sie natürlich begehrte Fotomotive, gern wurden auch einfach mal die Kids vorgeschickt um ein Foto mit den Schotten zu machen, selbst einige Polizisten ließen es sich nicht nehmen ein paar Bilder mit den Highländern zu machen. Die gut angeheiterten Schotten, für die es hier wohl spott billig ist, waren natürlich für jeden Spass zu haben.
Also sehr entspannte und gastfreundliche Atmosphäre. Man merkte richtig, dass die Georgischen Fans sich auf diese Begegnung in jeglicher Hinsicht freuten. Zur Feier des Tages gab es auch noch das ein andere Lied, standesgemäß mit dem Dudelsack vorgetragen.
Das Nationalstadion, gleichzeitig Heimspielstätte von Dinamo Tiflis und einer Kapazität für über 50.000 Zuschauer, füllte sich heute knapp zur Hälfte. Der Großteil der Schotten versammelte sich hinter einem Tor und hatte die ganze Kurve ordentlich mit Zaunfahnen geschmückt. Ein schöner Anblick denn es waren einige schicke Fahnen dabei.
Auf der anderen Seite bildete sich in einer Kurve ein kleiner georgischer Stimmungblock der mit Vorsänger(n) versuchte Stimmung zu verbreiten. So richtige organisierte Stimmung kam nicht auf, auch die Schotten rissen nichts raus, trotzdem herrschte eine gute Atmosphäre und spielbezogen konnten die Georgier dann doch schon mal richtig laut werden. Spätestens beim 1:0 merkte man wie emotional hier gejubelt werden kann.
Als sich in den letzten Minuten der Sieg für Georgien abzeichnete, hielt es kaum noch jemand auf den Plätzen und es wurde noch mal laut im Stadion bis man beim Schlusspfiff noch mal richtig feiern konnte. Auch für Georgien geht es in der Gruppe um nichts mehr, aber den Schotten tat die Niederlage richtig weh, besonders weil sie ein paar Tage später auch gegen Deutschland verloren und so ihren dritten Platz/Relegationsplatz in der Gruppe an Irland abgeben mussten die ihre letzten zwei Spiele wiederum gewannen.
Die schottischen Fans zeigten sich nach dem Spiel als faire Verlierer und klatschten noch mit georgischen Fans ab. Ihre Party werden sie trotzdem weiter gefeiert haben.
Mit der Metro und dem Länderpunkt im Gepäck ging es dann recht schnell zurück zum Hotel.
Am nächsten Tag wurde dann das volle Sightseeingprogramm gestartet. Zu Fuss, mit Bus, Metro, Seilbahn und Taxi schauten wir uns Tiflis mal genauer an. Taxi fahren kostet auch nicht viel, besonders wenn der Preis durch eine deutsch sprechende Georgierin ausgehandelt wird. Danke dafür!
Tiflis liegt in einem Talkessel bei dem auf einer Hangseite die Nariqala-Festung sowie Kirchen und Kloster sind und die Mutter Georgia Statue (Kartlis Deda) über die Stadt wacht. Sportlich wie wir sind ging es zu Fuss die vielen Stufen bei über 30 Grad hinauf. Von oben hat man dann mit der Sonne im Rücken einen ausgezeichneten Blick über die gesamte Stadt am Fluss Kura. Von hier sieht man auch den Präsidetenpalast (eine Mischung aus dem weißen Haus und dem Reichstag), die neue futuristische Friedensbrücke im modern gestylten Rike-Park und das Wahrzeichen der Stadt die Sameba-Kathedrale.
Nachdem wir mit der Seilbahn wieder ins Tal gefahren sind besuchten wir auch dieses riesige Kirchen Gebäude, dass schon wieder auf der anderen Seite des Tals ist.
Tiflis kommt an so manchen Ecken schon deutlich ärmlicher und einfacher aber nicht unsympathischer als Baku daher. Wenn man ein bißchen hinter die Fassaden im Zentrum schaut oder eben in den Außenbezirken dann sieht man, dass sich vielerorts seit Jahrzenten nicht viel getan hat. Hier spürt man noch den alten Soviet-Charme. Wenn man sowas mag und einen günstigen Stadturlaub machen möchte ist man hier genau richtig. Mir hat es jedenfalls gefallen, eine sehr interessante Stadt in der es sicher noch einiges zu entdecken gibt.
Weiter gehts nach Armenien …