"Wir machen gut Strecke!"

Praia – Estádio Nacional de Cabo Verde

Stadion:

Praia – Estádio Nacional de Cabo Verde

Spiel:

18.06.2023 – Kap Verde vs Burkina Faso
Afrikameisterschaft Qualifikation, Gruppe B, 5.Spieltag
– 3:1 – Z: 7.000

Bilder von der Insel:

http://www.sportandtravel.de/2023-06-17-santiago-cape-verde/

Bilder aus Praia:

http://www.sportandtravel.de/2023-06-18-praia-cape-verde/

Report:

Das Gute liegt so nah, glaubt man fast gar nicht wenn es heißt es geht mal wieder nach Afrika. Das Ziel hieß Kap Verde / Cape Verde / Cabo Verde je nachdem wo man sich sprachlich zu Hause fühlt. In drei Stunden ging es von Hamburg aus mit TAP, der portugiesischen Haus- und Hoffluggesellschaft, über Lissabon in nochmal drei Stunden nach Praia, der Hauptstadt des kleinen Inselreichs auf der Hauptinsel Santiago.

Am Abend in Lissabon wurde es nochmal sehr knapp. Ich hatte nur eine Stunde Umsteigezeit und der Flug war bereits etwas verspätet. Dann parkt der Flieger allen Ernstes noch am hinterletzten Parkplatz statt direkt an einem Gate am Terminal und die Passagiere werden mit dem Bus reingefahren. Da bringt schnelles Flugzeugverlassen gar nichts, da der Bus natürlich erst los fährt wenn die letzte Schnarchnase drin ist.

Auf dem Weg zum Terminal sieht man dann alle möglichen Fluglinien, auch Low Cost Carrier die eigentlich sparen wo sie können, auf Premiumplätzen direkt am Gate stehen und die mehrheitlich staatliche portugiesische Fluggesellschaft parkt an ihrem Drehkreuz am Arsch der portugiesischen Heide.

Es war schon öfters mal knapp, aber so spät dran war ich noch nie. Auf dem Handy bekam ich bereits den Buchungscode für die Umbuchung auf den nächsten Morgen. Immerhin ein top unkomplizierter Service und der Weiterflug wäre schon mal organisiert. Hätte ich mir nur noch kurzfristig eine Unterkunft in Lissabon besorgen müssen. Bei der ganze Situation wären einige Pauschaltouristen wahrscheinlich schon durchgedreht. Ich war davon nicht begeistert, war aber eigentlich ganz entspannt.

Noch war aber nichts verloren. Am Terminal angekommen erlebte ich zum ersten Mal, dass die Flughafen Mitarbeiter, die auf die knappen Umsteiger warten, auch meinen Anschlussflug auf dem Zettel hatten. Ich wurde schnell durch die automatische Passkontrolle geschleust und sprintete vorbei an mehreren Flughafenmitarbeiter-Streckenposten, die mich bei auf meinem Weg Richtung Gate weiter lotsten und anfeuerten noch eine Zahn zuzulegen.

Am Gate war Last Call und man wollte gerade schließen aber mir wurde signalisiert, dass ich noch rein komme. Am Boarding Schalter konnte man mich aber nicht sofort reinlassen, da ich im System bereits von dem Flug gestrichen wurde, und, wie oben erwähnt, auf den nächsten Tag gebucht war.

Die Mitarbeiter buchten mich dann wieder zurück und ich konnte den Flieger besteigen. Danach hieß es auch direkt Türen zu und Boarding completed! Was für ein Gerammel!

Der Flieger war nur halbvoll, einige Strolche warteten bereits auf das Boarding completed Signal um ihre Sitzplätze zu optimieren, also sich zum Beispiel auf einer ganzen Sitzreihe breit zu machen. Da ich der Letzte war, konnte ich diese Optimierung selbstsicher und als wäre es tatsächlich mein Sitzplatz sofort vornehmen.

Einen kleinen Kritikpunkt an TAP muss ich dann doch noch erwähnen. Die Filmauswahl ist echt mies. Bei Brussels Airlines war es schon dünn, aber TAP ist wirklich schlecht. Zum einen sind es sehr wenige und dann sind es ganz komische Streifen, teilweise zu Recht längst vergessene Gurkenfilme bzw. früher hätte man das Direct-to-Video Produktionen genannt. Ein bunter Blumenstrauß an SCHLEFAZ Filmen. Wenn das Highlight der zweite Schaft aus 2019 ist, dann Prost Mahlzeit!

Gegen Mitternacht war Kap Verde erreicht. Der Flughafen liegt außerhalb und hier haben die Taxis das Monopol und wenn man nicht von der Unterkunft oder Freunden usw. abgeholt wird, ist man darauf angewiesen. Also kurze Verhandlungen und in wenigen Minuten ging es auf freien Straßen direkt zum Hotel und ab ins Bett.

Am nächsten Tag waren ein paar organisatorische Dinge angesetzt. Ein bisschen in Praia rumlaufen, Beschaffung der Zugangsberechtigung für das Länderspiel, Haare schneiden und SIM Karte besorgen. Hierbei half mir Bacary ein Mitarbeiter des Hotels. Es war Schichtwechsel und er wollte in den Feierabend. Auf dem Weg nach Hause begleitete ich ihn ein Stück und er ging mit mir in einen Handyshop zum SIM Karten Kauf.

Mit ihm verabredete ich mich auch zum Länderspiel wozu ich ihn einladen wollte. Dazu aber später mehr.

Die Tagesaufgaben waren vollbracht und ich besuchte ein schönes Hotel direkt am Meer mit großem Pool um dort den Nachmittag zu verbringen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um das Team Hotel von Burkina Faso handelt. Als ich im Pool relaxte, kam auch irgendwann die versammelte Truppe vorbei und machte sich mit zwei kleinen Bussen auf den Weg zum Training. Ich ließ mir währendessen weiter die Sonne auf den Latz knallen und gönnte mir später dort auch mein Abendessen.

Ich sollte nicht der einzige deutsche Heinz sein, der zum Länderspiel anreist. Auch Butcha und Max aus Nürnberg kündigten sich an.

Nach meinem Pooltag lief ich abends zurück zu meinem Hotel. Unterwegs endeckte ich im Vorbeilaufen an der Halle Pavilhão Desportivo Vavá Duarte noch ein Damen Handballspiel worüber ich die beiden informierte. Sie kamen am Abend an und konnten so das Spiel noch mitnehmen. Einen kleinen Bericht gibt es hier:  http://www.sportandtravel.de/2023-06-16-clube-desportivo-abc-vs-gdp-palmeira-sal/

Nach den ersten Eindrücken und der ersten Sportveranstaltung war für den Samstag eine kleine Inselrundreise geplant. Das Hotel organisierte mir einen Fahrer für den ganzen Tag und wir fuhren einmal um die Insel. Es gab wunderbare Landschafts Ausssichten und einen Besuch beim Malagueta Stausee.

Kleiner Insidertipp: das idylische Wasserauffangbecken beim Stausee, in dem man sich abkühlen kann, war bei mir fast leer und ein Fischtümpel. Den locker 30 minütigen anstrengenden Marsch auf katastrophalem Weg bergauf, kann man sich also sparen.

Endziel war der Badeort Tarrafal im Norden der Insel. Hier traf ich auch auf Butcha und Max sowie Niels und Freundin. Ein langer Touri-Badetag-Sightseeing Ausflug mit interessanten Einblicken in das Inselleben. Alle Bilder dazu gibt es wie immer oben im Link.

Am Sonntag war das Länderspiel angesagt und mein einziger Programmpunkt. Also ausschlafen bis Meppen und dann gemeinsam, wie verabredet, mit Bacary zum Stadion. Uns fuhr ein Kumpel von ihm hin und holte uns auch nach dem Spiel wieder ab.

Wir waren viel zu früh da, aber Afrika ist eine Wundertüte und man kann nie wissen. Von daher sicher ist sicher. Der Ordnungsdienst sammelte sich gerade erst, also konnte Bacary das Stadion ohne Bezahlung und Ticket betreten, was auch später niemanden mehr interessierte.

Da so wenig los war konnte ich noch ungestört einige (fast-) Leerfotos machen. Es trudelten ganz langsam die ersten Menschen ein, darunter auch weitere deutsche Hopper zum Bsp. Norbert den ich zuletzt in Katar getroffen hatte. Auch Butcha, Max, Niels und Freundin tauchten irgendwann auf.

Auf der Haupttribüne sammelten sich ein paar Burkina Faso Edelfans die wegen ihren witzigen Verkleidungen oftmals, so auch für die Hopperschar, als Fotomotive herhalten mussten. Beim Anblick der bunten Vögel kam wieder dieses wunderbare Afrika-Feeling auf.

Im Estádio Nacional de Cabo Verde gab es heute den fünften Spieltag der Gruppenphase zur Qualifikation zur Afrikameisterschaft in der Elfenbeinküste. Es war das Topspiel Zweiter gegen Erster.

Tatsächlich hatte ich bereits letztes Jahr im Juni mit dem Spiel Togo gegen Eswatini den ersten Spieltag dieser Gruppe gesehen:  http://www.sportandtravel.de/2022-06-03-togo-vs-eswatini/

Zum Spitzespiel fanden sich dann ungefähr 7.000 Zuschauer ein. Ich würde sagen eine starke Zahl für die kleine Inselnation. Die Stimmung kam von der schattigen Haupttribüne genauso wie von Gegentribüne in der prallen Sonne. Wie man da 90 Minuten und mehr überleben konnte ist unbegreiflich. Da dann aber sogar noch aktiv zu tanzen und zu singen hätte ich keine 10 Minuten ausgehalten. Die Mannschaft belohnte die Euphorie mit einem überraschenden 3:1 Heimsieg und somit der definitiven Teilnahme an der Afrikameisterschaft. Ein Sensation für Kap Verde.

Für Burkina Faso war die Niederlage auch kein Beinbruch, da auch sie nach diesem vorletzten Gruppenspieltag sicher qualifiziert sind.

Bacary war begeistert und zur Feier des Tages gab es leckeres Stadion Eis auf die erfolgreiche Qualifikation und den Länderpunkt Kap Verde.

Nach dem Spiel stand unser Fahrer bereit und brachte Bacary nach Hause und mich zum Hotel. Am nächsten Tag war der Abflug erst in der Nacht, also verbrachte ich meinen Tag wieder am Pool des Team Hotels von Burkina Faso, bevor es wieder über Lissabon, dieses mal ohne Komplikationen, zurück nach Hamburg ging.