"Wir machen gut Strecke!"

Werkendam – Sportpark De Zwaaier

Stadion:

Werkendam – Sportpark De Zwaaier

Spiel:

11.09.2021 – Kozakken Boys vs SV Spakenburg
Niederlande, Tweede Divisie / 2e divisie Jack’s League – 3:3 – Z: 500

Report:

Sektion Indonesien wollte am Wochenende eine Freundin in Bad Honnef besuchen und ich wollte sie abholen. Sie fuhr bereits am Freitag für günstig mit dem Flix Train nach Köln und dann weiter nach Bad Honnef.

Ich bastelte mir aus der Abholung eine kleine Tour. Da liegt eine Fahrt über Niederlande und Belgien natürlich nahe ;)

Ich fuhr Samstag Morgen los mit dem Ziel Sportpark De Zwaaier in Werkendam der Heimat der Kozakken Boys. Ein recht bekannter Name im holländischen Amateur Fussball.

Der Verein wurde 1932 als Steeds Voorwaarts Werkendam (SVW) gegründet und bekam im Jahre 1935 seinen heutigen Namen. Die Kozakken Boys wurden tatsächlich nach den russischen Donkosaken benannt. Dieses Reiterheer befreite nämlich Werkendam 1813 von der französischen Besatzung.

Eigentlich war auf der Webseite des Vereins etwas zu lesen mit Impfnachweis aber vor Ort hat das niemanden interessiert. Moin, Ticket für n Zehner kaufen und rein. Es kann so einfach sein.

Im Stadion traf ich noch auf Jan aus Hamburg der auf Verwandtschaftsbesuch in den Niederlanden war. Er war mit seinem Sohn dort, der heute den Länderpunkt Niederlande einfuhr.

Auf den Rängen wurde einiges an Spektakel geboten. Die aktiven Fans stehen auf der Gegengerade, von der ein Teil auch der Gästeblock ist. Die Boys, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die meisten waren noch Teenager, zündeten Bengalen und Rauch zum Einlaufen der Mannschaften. Dazu wurden Konfettischlangen abgefeuert. Sah schon mal ziemlich geil aus.

Ein Busladung Gäste aus Spakenburg mit einem Casual Mob von ca. 30 Leuten sang sich im Suff bereits vor dem Spiel halbwegs friedlich zwischen den Heimfans warm. Danach ging es im Gästblock mit Support und viel Gepöbel weiter. Der Suff ging aber vor. Zum Beispiel war der Gästeblock in der Halbzeitpause fast leer und die Fahnen hingen unbeaufsichtigt rum.

In anderen Ländern wird sowas umgehend bestraft. Zur 55. Minute war man dann doch so langsam mal wieder am Platz. Pinkeln, Essen holen und noch mehr Suff waren scheinbar wichtiger.

Die Stimmung auf beiden Seiten wurde durch den Wahnsinnsspielverlauf befeuert. Erst der Ausgleich der Kozakken zum 2:2 in 86 Minute, dann gingen sie sogar in Führung in der 95 Minute, das Stadion tobte, auf dem Platz lagen die Nerven blank, es kam zur Rudelbildung und beide Fangruppen stiegen munter mit ein. Die Absperrungen wurden als Rammbock genutzt und eine grüne Mülltonne flog durch den Block.

Der Sicherheitsdienst musste einschreiten und Verstärkung rückte an. Auch die Spieler mussten auf beiden Seiten deeskalierend einwirken. Die Polizei war bei den ganzen Aktionen nicht zu sehen. Geht also auch ohne.

Damit nicht genug. In der 97 Minute folgte 3:3 Ausgleich für Spakenburg. Nun drehte der Gästblock noch mal am Rad. Der Trennzaun wurde nochmals auf Stabiltät geprüft, es wurde gejubelt und in Richtung Heimfans provoziert und gestigkuliert. Ein absolute Knallerpartie. Damit hätte ich hier nie gerechnet. Da habe ich schon deutlich schlechtere Spiele in der zweiten Liga gesehen. Heute wurde alles geboten. Fast schon polnische Verhältnisse.

Bei der aufgeheizten Atmosphäre war es dann eine gute Idee, dass der Bus die Gäste direkt am Gästblock abholte und in Richtung Heimseite gesperrt wurde. Vorher nutzten alle Zuschauer den gleichen Zugang zum Stadion.

Höchst zufrieden verließ ich das Stadion und machte mich auf den Weg nach Belgien.