"Wir machen gut Strecke!"

Dar-es-Salaam – Karume Memorial Stadium

Stadion:

Dar-es-Salaam – Karume Memorial Stadium

Spiel:

06.05.2021 – Friends Rangers FC vs Green Warriors FC
Second Division League – Group A – 0:2 – Z: 100

Report:

Wenn aus einer zweispurigen Straße sieben Spuren gemacht werden, wenn man mit dem Auto für 5 km auch mal eine Stunde braucht, wenn Ampeln höchstens als unverbindlicher Vorschlag verstanden werden, wenn man mindestens zu viert mit Ziege und Kühlschrank auf dem Motorrad fährt, wenn der Fußgängerweg zur Moped- und Bajajfastlane gemacht werden, wenn die Gegenspur als Abkürzung genutzt wird, wenn Anschnallen und Helmpflicht im Wortschatz nicht vorkommen, wenn Güter und Waren mit Eleganz und akrobatisch anmutenden Gleichgewicht auf dem Kopf transportiert werden, wenn an Verkehrskreuzungen mehr los ist als auf den meisten dänischen Volksfesten,

dann ist man endlich wieder in Afrika!

Während zu Hause in Analogistan gepflegt durchgedreht wird, lockt Tansania weitestgehend mit Normalität.

Kleine Vorgeschichte dazu. Seit Mitte letzten Jahres übermittelte Tansania keine Daten mehr zu Corona. Zu diesem Zeitpunkt war John Mugufuli Präsident des Landes. Es geht die Mär, dass er und Jesus mehrere Tage zusammen gebetet haben und beide beschlossen haben, dass Corona in Tansania nicht mehr existiert. Dementsprechend wurde in Tansania mit dem Thema Corona umgegangen. Es gab keinen Lockdown oder ähnliches.

Kann man von halten was man will, festzustellen ist, dass in der schlimmsten Pandemie aller Zeiten ohne großartige Corona- Gegenmaßnahmen Tansania trotz dieser Einstellung nicht völlig ausgelöscht wurde.

Später änderte sich wohl die Meinung des Präsidenten zu Hygiene und Abstand zumindest etwas. Präsident Mugufuli starb am 17.03.2021 offiziell an Herzproblemen.

Vorher wurde berichtet, dass ein Mitglied einer afrikanischen Regierung in einem Krankenhaus im kenianischen Nairobi wegen einer Corona-Erkrankung beatmet werde. Der Präsident war zu dieser Zeit zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen und so gab es natürlich Spekulationen, dass Magufuli derjenige sei. Die Wahrheit wird man wohl nie erfahren.

Die Nachfolgerin, die vormalige Vizepräsidenten, Samia Suluhu Hassan sieht die Corona Lage wohl etwas ernster, aber einen Lockdown gab und gibt es auch unter ihrer Führung nicht.

Auch die Einreisebestimmungen blieben unverändert und so wird kein negativer PCR-Test bei Abflug in Deutschland oder Einreise verlangt. Fußball wird vor Zuschauern ohne Auflagen gespielt. Strand, Sonne, Palmen, dicke Booties und Kokosnüsse. Auf geht’s!

Emirates bekam wegen meiner bevorzugten Daten den Zuschlag. Endlich wieder Blockbuster Movies im Flugzeug schauen. Wer hätte geglaubt, dass man das mal vermisst. Dieses mal unter anderem Zombieland – Double Tap und irgendwie bleibe ich immer bei mindestens einem Marvel Film hängen obwohl ich die alle schon gesehen habe. Richtiger Fanboy!

Leider gab es ab Dubai eine böse Überraschung, denn ab hier übernahm FlyDubai. Mit einem Bomber ohne Entertainment und engen Sitzen wie im Billigflieger und das für fast 7 Stunden Flug. Eine absolute Frechheit!

Zwei, drei Stunden ist das ok, aber alles was darüber hinausgeht ist eine Zumutung und sollte verboten werden.

Bei dem rammelvollen Flieger und dem Flug über Nacht wissen die schon ganz genau warum die schnell das Licht ausmachen, nämlich damit Ruhe im Puff ist. So muss man sich nicht mit angepissten Passagieren rumschlagen wenn die hoffentlich wegpennen.

Wer solche Flüge anbietet, verkauft auch im Stadion Bratwürste mit halben Toastbrotscheiben!

Im Flieger fanden sich wie immer einige Ikonen der Luftfahrtgeschichte ein. Teilweise lattenhohle Backpacker die zu blöde sind die Einreisekarte auszufüllen.

Neben mir auch wieder so Exemplare. Ein Pärchen, !beide! vollgepackt mit Müll, großer Rucksack, kleiner Rucksack, noch n Beutel mit Krempel der erst am Flughafen gekauft wurde (beim Hinflug!) und natürlich Nackenhörnchen. Kommen quasi als Letzte in den Flieger und nehmen natürlich neben mir Platz. Kommen nicht in Arsch, ornanieren ewig beim Einräumen ihrer Sachen rum. Dabei gabs schon mehrfach Anpfiff von den Flugbegleitern, da wir gleich abheben. Stört Stan und Olli aber wenig.

Ich habe noch ein bisschen was gelesen während die beiden es sich bequem machten und zum Schlafen übergegangen sind. Als wir dann auf Flughöhe waren und einige Zeit gemütlich wie im Kinderwagen vor uns herschaukelten waren beide im Reich der Träume. Genau der richtige Zeitpunkt mich von meinem Fensterplatz auf den Weg zur Toilette zu machen. Also beide erst mal hochgescheucht. Sind ja nicht zu Spass hier ;)

Beim Zwischenstopp auf Zanzibar stiegen dann ungefähr 90% der Paxe (wie wir im Vielfliegertreff sagen) aus. Danach ging es in 45 Minuten rüber nach Daressalam.

Dort war ein Schnelltest bei Ankunft fällig. Da wusste keiner der Reisenden was von. Scheinbar eine ganz neue Regelung, die auch mir neu war und bei meiner Vorbereitung für die Reise nicht auftauchte. Selbst geimpfte, augenscheinlich Israelis, die mit ihren Impfnachweisen wedelten, sollten das machen. An sich auch kein Problem, nur wurden dafür 25 US Dollar oder der Gegenwert in Tansania Schilling fällig.

Ich hatte leider oder zum Glück nicht so viele Dollar dabei. “Ok dann zahl 25 EUR. Du willst mich wohl verscheissern? Seit wann sind 25 USD soviel wie 25 EUR ? Fantasiepreise is nich!”

Für die ganze Aktion wurde eine Station mit einem Tisch aufgebaut plus medizinischen Personal, plus weitere offizielle aber nutzlose Im-Weg-Rumsteher ohne erkennbaren Auftrag.

Nach einigen Diskussionen wollten sie doch einen realistischen Euro Umrechnungskurs annehmen. Als ich 21 oder 22 Euro auf den Tisch legte, war die Münze das Problem, da man die wahrscheinlich nicht getauscht bekommt. Also Geld wieder eingesteckt.

Wir einigten und auf erst den Test machen, dann Tansania Schilling ziehen und dann bezahlen. Ich habe den Test gemacht, dieser war negativ und die Durchführung ein absoluter Witz. Da wurde quasi mal kurz mit dem Stäbchen in meine Richtung gewunken und das wars.

Danach wartend umgeschaut, keiner will was? Ok dann laufe ich mal ganz unverbindlich zur Grenzkontrolle. Ausgefülltes Formular abgeben an Schalter 1, Visa bezahlen (mit Kreditkarte) an Schalter 2, Passkontrolle und Visa in den Pass an Schalter 3. Niemand in Sicht der Geld will. Noch vor betreten der Ankunftshalle Toilletengang und immer noch keiner der Geld will. Ich war bereits landseitig im Flughafen und hob Geld ab. In einem Shop besorgte ich mir eine SIM-Karte für Tansania und nach wie vor wollte keiner was.

Die Taximokel, die noch recht zurückhaltend sind, wurden auf dem Weg zur Hauptstraße auch abgewimmelt. Noch  auf dem Flughafengelände habe ich meine Sachen geordnet bevor ich mich ins Getümmel stürzen wollte. Da kommt tatsächlich einer vom Personal, von vorhin am Schnelltest Tisch, mit Kittel unter dem Arm, auf dem Weg in den Feierabend angewackelt. “Hattest du jetzt eigentlich bezahlt? Hab das gar nicht gesehen. Sicher doch! Bei wem denn? Na so ne kleine Frau! Welche? Na die Kleine! Achso ja ok, Tschüss.”

Die Leute kommen einfach ihrer Arbeit nicht nach, das ist das Problem. Orginale Nixkönner! Deswegen sind die auch nicht in der EU, weil die am Leben vorbei laufen!

An der Hauptstraße schnappte ich mir ein Motorradtaxi und ab ging es zum Hotel auf Masaki.

Nachmittags war direkt das erste Spiel der Reise angesetzt. Ein Revisit auf dem schönen Kunstmuru des Karume Memorial Stadium und außerdem ein Revisit der Green Warriors die standesgemäß in blau aufliefen.

Um die hundert Zuschauer gönnten sich das Spiel, die meisten davon auf der bekannten runter gerockten Holztribüne und ein paar auf den gratis Plätzen vom Wohnhaus hinter dem Tor.

Leider waren keine bunten Vögel vor Ort sondern nur “normales” Publikum.

Direkt am Platz ist das Büro des Verbandes wo ich in der Halbzeitpause vorbei schaute. Die Sekretärin war kompetent und besorgte mir einen Gesamtspielplan der ersten drei Ligen. Asante!

Nach dem Spiel sollte es dann auch für den langen Anreisetag gewesen sein. Auf zum Hotel nach Masaki, Abendessen auf dem klimatisierten Zimmer und ab ins Bett.

Stadion:

Dar-es-Salaam – Karume Memorial Stadium

Spiel:

15.02.2020 – Green Warriors FC vs Arusha FC
Ligi Daraja la Kwanza – Kundi B – 2:2 – Z: 180

Bilder aus Dar-es-Salaam / pictures from Dar-es-Salaam – Tansania: www.sportandtravel.de/2020-02-15-dar-es-salaam-tansania

Report:

In den folgenden Tagen war bis zum Wochenende kein Sport geplant, also wurde ganz einfach ein bisschen Urlaub gemacht. Im Bereich Masaki, wo ich mein Apartment hatte, sehen die Strände nicht gerade sehr einladend aus, da sie völlig vermüllt sind. Den bekannten Coco Beach auf der Ostseite kann man sich sparen und auf der Westseite mit vielen ansässigen Fischern sieht es noch schlimmer aus. Wenn man dann etwas aus der Stadt raus fährt in Richtung Mbezi Beach wird es schon besser, aber richtig sauber ist es dort auch nicht.

Dar-es-Salaam hat ein Müllproblem und dieses verschandelt die Strände. Kein Wunder, dass es für die meisten Touristen gleich weiter nach Zanzibar oder auf Safari geht. Schade eigentlich, denn es wäre ziemliches Potential vorhanden.

Dar-es-Salaam hat als große und lebhafte Stadt alles zu bieten was man benötigt und man ist trotzdem relativ schnell raus aus dem Trubel der Großstadt am Strand. Nur ist dieser eben leider zu verschmutzt.

Im Bereich Mbezi Beach lies ich mich per Bajaj zum Konsulat von Jamaika fahren in dem sich wiederum das Restaurant Velisa’s befindet. Dort hieß es den ganzen Tag am Strand rumhängen und lecker essen. Hier gibt es auch ein paar kleine zutrauliche Affen die sich füttern lassen.

Am nächsten Tag verabredete ich mich mit Derrick, einem Guide und wir machten eine Stadtbesichtigung von Dar-es-Salaam. Dazu trafen wir uns im Zentrum und liefen durch die Innenstadt später zum Fischmarkt und zum bekanntesten Markt von Dar dem Kariakoo Market wo es angeblich alles zu kaufen gibt. Außer einen Schlüsselanhänger von Tansania oder Dar, den ich gerne als Souvenier mitgenommen hätte. Diesen konnte ich erst später bei der Weitereise am Flughafen kaufen

Ansonsten gab es auf dem Markt aber wirklich jeden Krempel. Interessanterweise befindet sich der Markt zum größten Teil außerhalb des eigentlichen Gebäudes. In den Straßen drum herum waren tausende Geschäfte, kleine Shops und Verkaufsstände. Ein Wahnsinn was hier los war. Da sollte man seine Wertsachen sicher verstaut am Mann tragen. Mit gesundem Menschenverstand passiert aber auch nichts. Dar wirkte auf mich ziemlich sicher bzw nicht unsicherer als jede deutsche Großstadt.

Angeblich ist Dar-es-Salaam die am schnellsten wachsende Stadt in Afrika. An manchen Stellen sieht man das auch. Es wird gebaut was das Zeug hält. Große Hochhäuser und auch die Erneuerung der Bahnlinie in Richtung der Hauptstadt Dodoma befinden sich im Bau. Ganz stolz ist man auch auf die neuen Stadtbusse die Dar Rapid Transit. Diese haben den Pendlerverkehr der Stadt deutlich verbessert und effektiver gemacht. Leider gibt es sie noch nicht auf der Route vom Zentrum zum Flughafen.

Um sich einen Überblick zu verschaffen reicht dann auch ein Tag in der Stadt. Danach empfehle ich sich auf den Weg zu den schönen Stränden auf Zanzibar oder (weit) außerhalb der Stadt zu machen oder z.Bsp. eine Safari zu machen. Diese nimmt dann schon ein paar Tage in Anspruch ist auch nicht ganz billig. Deswegen verzichtete ich dieses Mal darauf aber irgendwann werde ich sowas auch mal mitmachen

Samstag rollte dann wieder der Ball. Es sollte sogar ein kleiner Doppler werden mit Anstoß 16:00 und 19:00 und ca. 4 km zwischen beiden Stadien. Dazu schnappte ich mir wieder ein Bajaj was man hier an fast jeder Ecke findet und fuhr zum Karume Memorial Stadium am Rand der Innenstadt.

Das hier Fußball gespielt wurde war eigentlich reiner Zufall, denn ich hatte mich beim raus suchen der Ansetzung ein wenig vertan. Es hätte mir vielleicht früher auffallen können aber es ist eben auch keine Seltenheit, dass Vereine im Exil spielen. Ich wollte nämlich das Spiel von Biashara United aus Musoma im Karume Stadium sehen bei dem ich wusste, dass es das in Dar-es-Salaam gibt. Nur leider gibt es auch ein Karume Stadium in Musoma was mehr als 1.000 km von Dar entfernt ist. Der kleine feine Unterschied ist hier übrigens das fehlende “Memorial”!

Tatsächlich spielten heute in der Ligi Daraja la Kwanza die Green Warriors im gleichnamigen Stadion in Dar. Manchmal muss man halt ein bisschen Glück haben.

Das Karume Memorial Stadium, das großspurig als “The Home of Football” daher kommt, ist dann leider nur ein besserer Kunstrasen am Bürogebäude des Fussballverbands. An manchen Stellen stehen die unfertigen Gerüste einer Tribüne. Auf der Hauptseite hat man sich eine kleine provisorische Holztribüne hingezimmert.

Diese war auch voll besetzt. Der Planet stand senkrecht und knallte wie nichts Gutes also stellte ich mich mit Azam Cola und Handkäse in den Schatten um nicht völlig zu verbrennen, während der Einheimische lässig in der Sonne saß.

Auf der Gegenseite machten sich die aktiven Warriors Fans mit ein paar Fahnen breit und eine Musikgruppe war dabei, die fleißig musizierte und tanzte.

Ein paar Zuschauer schauten das Spiel kostenneutral vom Wohnhaus hinter einem Tor. Sie sparten sich die 2.000 TSH also ca. 80 Cent Eintritt für ein Ticket aus dem Vorjahr.

Nach dem flotten 2:2 ging ich noch in das Wohnhaus hinter dem Tor um ein paar Fotos zu machen und schnappte mir dann ein Motorradtaxi das mich für ein paar Złoty zum zweiten Spiel des Tages brachte.