"Wir machen gut Strecke!"

Dar-es-Salaam – Azam Sports Complex

Stadion:

Dar-es-Salaam – Azam Sports Complex (Chamazi Stadium)

Spiel:

15.05.2021 – Azam FC vs KMC FC
Ligi kuu Bara / Vodacom Premier League – 2:1 – Z: 450

Report:

Zurück in auf Masaki hatte ich ein Hotel, leider ohne Pool, dafür aber der besseren Kategorie mit Bars, Pubs, Imbissen und Restaurants direkt vor Tür. Also wurde sich durch das reich- und fleischhaltige Angebot probiert.

Am Spieltag dann bis Mittags ausgepennt und auf dem klimatisierten Zimmer abgehangen. Anpfiff für Azam FC gegen den Kinondoni Municipal Council FC sollte erst 19:00 sein. Das Stadion liegt mehr als 30 km von Masaki entfernt. Dafür ließ ich mir über das Hotel einen Bolt Fahrer ordern.

Das war auch so n Kandidat. Nach der Hälfte der Strecke stellte er dann fest, dass das ja ganz schön weit ist und 30 km durch Dar-es-Salaam fahren unglaublich viel Freude macht. Ich meine wenn ich als Bolt Fahrer die Fahrt annehme sehe ich doch von wo nach wo bzw. wie weit ich fahren soll und ich lebe hier, also weiß ich auch was mich für ein Verkehr(schaos) erwartet.

Da fragt man sich auch was das soll. Ich habe mindestens zwei Theorien.

Nummer 1: Das ist einfach Unvermögen. Zu doof sich die angefragte Fahrt und Route genauer anzuschauen. Einfach auf Annehmen drücken, der Rest wird schon.

Nummer 2: Das ist ein geschickt eingefädeltes Vorgespräch um am Ende mit diesen Begründungen den Fahrpreis zu erhöhen. Konnte ja keiner ahnen, dass die gebuchte Fahrt über 30 km tatsächlich 30 km lang ist und als Dar-es-Salaamer Fahrer konnte man nun wirklich nicht mit so einem krassen Verkehr rechnen!

Soweit kam es aber gar nicht. Gegen 18:30 Uhr und ca. 10 km vor dem Stadion ging plötzlich nichts mehr. Eine aufgerissene Straße die nur noch eine Staubpiste war. Alles war verstopft und wie immer wuselten Menschenmassen durch die Gegend. LKW’s kamen nicht voran und blockierten den Weg. Alles was Räder hatte war auf der Straße unterwegs oder stand vielmehr. Außer natürlich die Retter in der Not: die Motorradtaxis.

Ich einigte mich mit dem Fahrer, dass ich aussteige und anteilig für die zurückgelegt Strecke zahle. Das war für ihn auch in Ordnung. Alles easy in Afrika. Dann bin ich raus aus der Karre und zu den Motorradtaxis am Wegesrand gelaufen. Da schlackerten die Öhrchen im nicht-touristischen Außenbezirk von Dar, wenn der blonde Muzungu durch den Staub im spärlichen Licht der Abendsonne durch das Chaos zielstrebig auf die wartenden Fahrer zuläuft. Das muss wie in einem Western ausgesehen haben.

Auch weit außerhalb des Zentrums läuft alles entspannt. Die Stichworte Azam, Football und Stadium reichten und ein Fahrer bestätigte, dass er da Ziel kannte. Kurze Preisverhandlung und schon konnten wir los. Wir schoben uns durch die stehenden Fahrzeuge und Menschenmassen und nach ein paar hundert Metern konnten wir auf eine andere Straße abbiegen auf der der Verkehr wieder halbwegs lief.

Ungefähr 10 Minuten vor Anpfiff erreichten wir den Azam Sports Complex bzw. das Chamazi Stadium. Also noch genug Zeit für eine kalte Mirinda. Für 3.000 TSH gab es den Zutritt ausgedruckt auf einem Kassenbon.

Irgendwas über 400 Zuschauer fanden sich zu dem Spiel ein. KMC war mit einer handvoll unauffälligen Gästen anwesend. Azam hingegen hatte eine kleine Fankurve auf der Gegengeraden mit den üblichen Tänzern, Trötern und Trommlern. Außerdem waren Megaphone das Mittel der Wahl. Auf der klapprigen Stahlrohrtribüne mit Holzplanken scheppert es schön laut beim permanenten Gespringe der Fans. Da kann man auch mit wenigen Leuten richtig Lärm machen.

Mittendrin eine Frau mit einem schlafenden Baby auf dem Arm die zur Musik mittanzt. Ganz normaler Gang! Da läuft allen Helikoptereltern ein kalter Schauer den Rücken runter! Im Video auf Facebook www.facebook.com/sportandtravel.de kann man sich das anschauen.

Mit einem Last-Minute-Tor holt Azam den Heimsieg und der Mob konnte nochmal richtig durchdrehen. Im Pulk feiernd wurde dann gemeinsam das Stadion verlassen. Ich schnappte mir wieder ein Motorrad und deutlich schneller und entspannter fuhren wir zurück nach Masaki wo der Abend beim Fleischgrill der tausend Köstlichkeiten beendet wurde.