"Wir machen gut Strecke!"

Taschkent – Stadion Lokomotiv

Stadion:

Taschkent – Stadion Lokomotiv

Spiel:

02.07.2021 – Kawasaki Frontale vs United City FC
AFC Champions League – Gruppe I – 3. Spieltag – 8:0
Z: offiziell ohne Zuschauer

Impressionen aus der Metro Taschkent:

http://www.sportandtravel.de/2021-07-02-taschkent-metro

Report:

Fußballfans weltweit schauen diesen Sommer gebannt auf dieses eine Fußballturnier bei dem die beste Mannschaft des ganzen Kontinents ermittelt werden soll. Richtig! In der AFC Champions League wird die beste Club Mannschaft Asiens gesucht!

Fangen wir von vorne an. Ein neuer Länderpunkt musste her und zwar quick and dirty, wie wir Programmierer sagen. Da kam Usbekistan in den Fokus. Hatte ich letztes Jahr schon vor der Flinte, geladen und entsichert, aber ihr wisst ja was dazwischen kam.

Dieses Mal sollte es ein verlängertes Wochenende werden. Das Nachbarland Tadschikistan, dass man eigentlich gut verbinden kann, war leider noch geschlossen. Jedenfalls nach offiziellen Angaben im Internet. Theorie und Praxis gehen da sicher auseinander, aber ausprobieren und an der Grenze abgewiesen werden, wollte ich auch nicht.

Also wurden es ein paar Tage in der Hauptstadt Taschkent. Hin und zurück ging es mit Turkish Airlines über Istanbul. Am Flughafen Hamburg wirkt bei Personal und Fluggästen alles mittlerweile eingespielt. Dieses Mal gibt es keine besonderen menschlichen Entgleisungen zu berichten.

Abflug am Mittwoch Abend, Ankunft am Donnerstag Morgen in Taschkent. Einreise war problemlos mit negativen PCR Test möglich. Dieser wurde bei Abflug in Hamburg und im Flughafen Taschkent an einem Schalter geprüft und gestempelt und dann durfte man weiter zum Zollschalter. Visum gibt es auch ohne Gebühren on arrival. Nur die ganze Abwicklung wirkte insgesamt etwas chaotisch.

Im Flugzeug wurden auch noch zwei Zettel gereicht, die man ausfüllen sollte, nur hat die bei Einreise keiner sehen wollen, geschweige denn eingesammelt. Irgendwas mit theoretischer Quarantäne. Dann eben nicht. Mir solls recht sein. Was der Usbeke nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Im Ankunftsbereich habe ich mir noch schnell usbekische SOM gezogen, eine usbekische SIM Karte gekauft und schon ging es raus aus dem Flughafen. Das Thermometer bewegte sich bereits auf die 40° zu. Für die paar Kilometer bis zum Hotel nahm ich den spottbilligen Bus, was auch gut funktionierte. Google Maps gibt tatsächlich die richtigen Buslinien und Fahrwege an. Das vereinfacht wirklich die ganze Fortbewegung in der Stadt.

Die Temperatur war nun bereits bei 42° und keine Wolke am Himmel. Die ersten Amtshandlungen im Hotel waren einchecken, Sachen ablegen, Badehose an und ab ins Wasser. Vorrausschauend hatte ich mir ein Hotel mit Pool geschossen, da es die ganzen Tage über immer gute 40° werden sollten. Der usbekische Sommer ist lang und heiß. Immer viel trinken und ein bisschen auf sich selbst achten, denn das kann durchaus gefährlich werden.

Abends sollte es bereits Fußball geben. Mein eigentlicher Plan waren Spiele in der usbekischen Liga am Samstag und Sonntag, allen voran das legendäre Taschkent Derby. Der Plan konnte im Zuge meiner Vorbereitungen erweitert werden. Hierbei stieß ich nämlich zufällig auf die Gruppenspiele der AFC Champions League.

Diese sollten an neutralen Orten in einer sogenannten  Corona Blase ausgetragen werden. Das heißt die jeweils vier Teams in einer Gruppe tragen alle Hin-und Rückspiele an einem Ort, innerhalb eines kurzen Zeitraums aus. Damit die Teams eben nicht quer durch Asien reisen müssen sondern im Prinzip nur einmal eine An-und Abreise haben und währendessen unter sich sind.

Das bedeutet auch, dass die Spiele im Gegensatz zur usbekischen Liga ohne Zuschauer stattfinden. Hier macht nämlich die AFC die Regeln. Das ist selbstverständlich nicht das Wahre, aber wenn man die Spiele mitnehmen kann, versucht man es natürlich.

Die Spiele der Gruppen H und I sollten alle in Taschkent im Lokomotiv Stadion und im Bundyodkor Stadion über die Bühne gehen. In den beiden Gruppen waren keine usbekischen Teams vertreten.

Diese spielen dennoch mit dem FK AGMK aus Olmaliq und dem FK Pakhtakor aus Taschkent in der Champions League mit. AGMK spielt in der Gruppe A im saudi-arabischen Riyad und Pakhtakor aus der usbekischen Hauptstadt in der Gruppe B in Sharjah in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

In der Gruppe A in Riyad war kein Team aus Saudi Arabien dabei. In der Gruppe B in Sharjah zumindest der Sharjah FC. 

Es hätte aus Corona Sicht Sinn gemacht, dass zumindest eine Clubmannschaft aus dem Gastgeberland in der jeweiligen Gruppe spielt oder nicht? Also so, dass bei vier Teams pro Gruppe maximal drei durch Asien reisen müssten.

Warum außerdem die Teams der Gruppen H und I aus Japan, Südkorea, China, Thailand, Singapur und den Philippinen, also Ostasien, ins entfernte Taschkent, also Westasien, müssen ist irgendwie auch nicht zu verstehen. Besonders wenn man ein strenger Verfechter der Corona Maßnahmen ist. 

Alles nicht mehr nachvollziehbar! Aber genug der grauen Theorie. 

Am Abend fuhr ich mit dem günstigen Taxi raus zum Lokomotiv Stadion. Ich hatte eine Anfrage geschickt, diese ist dort scheinbar nicht beim Richtigen angekommen. Rein kommen ins Stadion also keine Chance. Zum Glück traf ich auf Zhokir, einen wichtigen Mitarbeiter, der sogar deutsch konnte. Er wollte mir helfen. Nur das heutige Spiel, Jeonbuk Motors aus Südkorea gegen die Tampines Rovers aus Singapur, war leider nicht möglich. Schade, aber morgen ist ja bereits das nächste Spiel im Lokomotiv Stadion.

Also ging es wieder zurück zum Hotel. Am nächsten Tag war Sightseeing angesagt. Wir fangen mal mit den teilweise wirklich sehenswerten Metrostationen von Taschkent an. Weitere Bilder folgen. Zu finden sind sie wie immer oben im Link.

Allzu lange dauerten die auf mehrere Tage aufgeteilten Stadtbesichtigungen aber nicht, da es einfach viel zu heiß war. Jeder Schritt tat weh. Der Planet drückte wie die Sucht und die Hitze staute sich in der Stadt. Jedes Lüftchen war als würde einem warme Fönluft ins Gesicht geblasen. Also wurde die meiste Zeit am Pool verbracht.

Am Abend fuhr ich erneut zum Lokomotiv Stadion. Dort wurde ich von Zhokir empfangen und ins Stadion geleitet. Mein Badge war leider noch nicht fertig, aber Hauptsache drin. Es herrschte Maskenpflicht und ich musste schön auf meinem Sitzplatz bleiben. Als ich in der Halbzeitpause mal kurz Richtung Toilette bin wurde ich auch dirket angequatscht, da ich eben nichts vorzeigen konnte. Also wurde wieder Zhokir ranzitiert und die Sache geklärt. Die AFC Regeln wurden streng durchgesetzt.

Außerdem wurde von der AFC richtig aufgefahren. Jedes Team bekam zwei Mannschaftsbusse die mit Vereinswappen und AFC Logo versehen waren. Die beiden Stadien in Taschkent waren im Corporate Design der AFC gehalten. An den Werbebanden waren nur die Firmen und Unternehmen angebracht, die mit der AFC einen Werbevertrag hatten. Ähnlich wie beim DFB Pokal oder der Weltmeisterschaft wo aus der Versicherungsarena das Stadion München wird. 

Die heutige Begegnung lautete Kawasaki Frontale aus dem Großraum Tokyo in Japan gegen den United City FC aus Bacolod von den Philippinen. Der Club lief bis Juli 2020 unter dem Namen Ceres-Negros Football Club. Das Motto der diesjährigen Champions League “bigger than ever” wurde von den Japanern verinnerlicht und im Endresultag umgesetzt. Kawasaki verpasste den Filipinos nämlich eine stattliche 8:0 Packung!

Ganz stark war, dass es sogar eine Zaunfahne von Kawasaki Frontale den weiten Weg von Japan bis nach Usbekistan geschafft hatte!

Während des Spiels fiel auf, dass auf Seiten von United City deutsche Kommandos gegeben wurden. Das liegt daran, dass hier mehrere Spieler einen deutschen Elternteil haben. Zum Beispiel Stephan Schröck der aggressiv und motiviert um jeden Ball kämpfte. Witzig auch wie sich der Stadionsprecher bei der Aussprache seines Namens einen abgebrochen hat.

Über Instagram stand ich in Kontakt mit Franzi, die mit zusammen mit Peter schon ein paar Tage in Usbekistan unterwegs war und auch bei diesem Spiel. Die beiden saßen auf der anderen Seite der Tribüne. Nur ein paar Meter entfernt aber ich konnte ja nicht einfach so hinlaufen. Beide traf ich dann nach dem Spiel und sie waren so nett und haben mich mit ihrem Mietwagen wieder mit zurück in die Stadt genommen. Vielen Dank dafür!

Der Länderpunkt war eingefahren. Für den ein oder anderen sicher nicht ganz blitzsauber. Wäre es nur dieses eine Spiel gewesen, hätte ich auch Bauchschmerzen damit gehabt. Geisterspiel und keine usbekische Mannschaft dabei, aber es sollten ja noch mehr Spiele folgen.