Stadion:
Yerevan – Vazgen Sargsyan anvan Hanrapetakan Marzadasht
Spiel:
07.09.2015 – Armenien vs Dänemark
EM-Qualifikation, 2014/15, 8. Spieltag, Gruppe I – 0:0 – Z: 10.000 (100)
Report:
Ohne Plan durch Absurdistan – Teil 3
Unser Hotel in Tiflis organisierte für uns den Transfer nach Yerewan. Wir starteten am Sonntag morgen kurz nach 8 Uhr mit unserem Fahrer in Richtung Armenische Hauptstadt. Keine 300 km trennen beide Hauptstädte und bis zur Grenze lief es eigentlich ganz gut. Der Grenzübertritt dauerte vielleicht 10 Minuten und selbst das Azerbaidschan-Visum interessierte die Armenischen Grenzbeamten wenig.
Trotzdem brauchten wir insgesamt fast 8 Stunden bis nach Yerevan! Zum einen brauchte unser Fahrer fast eine Stunde an der Grenze in einem Customer oder Versicherungsbüro oder was das war. Dazu kam, dass er eine absolute Schlaftablette war und das auch noch im Zusammenhang mit einem asiatischen Van ohne Bums mit dem Lenkrad auf der rechten Seite.
Er fuhr permanent im Schneckentempo und zog immer auf die Gegenspur und blieb nur in seiner wenn etwas von vorn kam. Wir wurden manchmal von mit 6 oder 7 Mann vollbeladenen Ladas überholt. Ich hätte ausrasten können.
Nur ein einziges Mal war das Geschleiche von Vorteil als ein paar Leute am Rand der Straße ihre Kuhherde zusammentrieb und wie aus dem Nichts eine Kuh einen Sprint auf die Straße hinlegte. Bei einer höheren Geschwindigkeit hätte man keine Chance gehabt und hätte die Kuh weggeballert.
Der Knaller, im wahrsten Sinne des Wortes, kam als er mit 50 km/h eine leichte Steigung hinauf fuhr und ein größerer Stein auf der Straße lag. Er hätte alles machen können: links vorbei, rechts vorbei, noch rechtzeitig bremsen, mittig drüber fahren … Aber nein! Er reagierte sogar noch aber steuerte gezielt mit dem linken Vordereifen auf den Stein. Ein großer Knall, anhalten und was war los? Natürlich! Reifen im Arsch.
Also mal fix den Ersatzreifen drauf geschraubt, natürlich kein Vollwertiger sondern so ein Notreifen. Also ging es noch langsamer voran. Nach Anhalten an mehreren Werkstätten unterwegs (immerhin davon gibt es reichlich!) fanden wir endlich eine die einen neuen Gummi auf die Felge zog und wieder den vollwertigen Reifen montierte. Also konnte die Schleichtour weiter gehen und nach ein bißchen rumirren in Yerewan und 3 Maligen Anhalten, Aussteigen und Nachfragen (Fragen des Nachbarautos an Ampeln nicht mitgezählt!) fanden wir endlich unser Hotel!
Ach ja, Kollege Fahrer ist direkt wieder nach Tiflis zurück gefahren. Am Ende des Tages wird er sich auch überlegt haben ob er das noch mal auf sich nimmt.
Immerhin konnte das neue Hotel mit Lage, Ausstattung und Service überzeugen und man konnte erst mal ankommen. Wir hatten uns für diesen Tag auch nichts weiter vorgenommen also wurde nur ein wenig eingekauft und ein Original Thüringer Bratwurst Stand in der Nähe besucht und der Rest des Abends im Hotelzimmer verbracht.
Am Tag des Länderspiels nutzten wir die Zeit noch um Yerevan zu erkunden, da das Spiel erst 20:00 angepfiffen werden sollte. Von unserem zentralen Hotel aus ließ sich alles gut zu Fuss besichtigen.
Yerevan kommt ziemlich westlich daher, jedenfalls im Stadtzentrum. Außerdem wirkt die Stadt sehr aufgeräumt und sauber. Es gibt hier einige weite Boulevards, den weitläufigen Platz der Republik, schöne Kirchen und die Blaue Moschee in einem begrünten und idyllischen Innenhof. Auch Yerevan hat, wie zum Beispiel Tiflis oder Kiew, eine Mutter Heimat Statue die über der Stadt thront. In diesem Fall eben die Mutter Armenien Statue (Mayr Hayastan).
Gleich in der Nähe befindet sich die Yerevan Kaskade eine weiße Marmortreppe, unterbrochen von 5 Plattformen mit Hallen für Ausstellungen, am Rand des Zentrums wo man von oben einen guten Blick über die Stadt hat.
Nach kurzen Zwischenstopp im Hotel machten wir uns am Abend getrennt auf dem Weg zum Stadion, da Florian noch eine zusätzliche Dosis Kultur brauchte und noch eine wichtige Kirche besuchte die man unbedingt gesehen haben sollte. War jedenfalls seine Meinung.
Das Stadion in dem heute gespielt werden sollte lag am anderen Ende des Stadtzentrums, aber noch locker zu Fuss zu erreichen. Unterwegs schloss ich mich noch einem Fanmarsch der Armenier an. Diese liefen gut gelaunt und singend zum Spiel. Auch das Aufeinandertreffen mit einigen Dänischen Fans kurz vor dem Stadion verlief problemlos. Viele wollten einfach nur ein paar Fotos mit ihnen machen, also sehr entspannte Atmosphäre.
Das Stadion füllte sich ganz gut und durch das Dach kam ganz gute Stimmung bei Armeniern auf. Jeder noch so erfolglose Angriff der Heimmannschaft wurde gefeiert. Die ungefähr hundert Dänen saßen am Rand der Hauptribüne und sangen ab und an mal ein Liedchen aber das war es auch. Vom Platz gibts nicht viel zu berichten, es war einfach nur grausam. Folgerichtig endete das Spiel ohne Tore.
Die Armenier werteten das Unentschieden als Erfolg, war es doch erst ihr zweiter Punkt in der Gruppe. Dem zu Folge waren die Fans auch ganz zufrieden.
Nach dem Spiel hingen wir noch ein paar Stunden im Hotel ab bevor es rechtzeitig zum Flughafen ging. Eine weitere Übernachtung lohnte sich nicht, da der Flug gegen 4:00 gehen sollte. Also hieß es auch hier am Flughafen, immerhin mit kostenlosem Internet, warten bis es dann endlich über Wien wieder zurück nach Hamburg ging.
Hier schaffte man es bei 6 Abflug-Gates und gefühlt einem Abflug pro Stunde sich zu verspäten, da man es nicht hinbekam die vorherigen Fluggäste aus unserem Flieger zu befördern und klar Schiff zu machen. Außerdem hatten wir auch so Spezialisten an Bord die den Abflug verzögerten. Zu dumm nen Rucksack ins Gepäckfach zu legen und sich hinzusetzen. Oder eben richtig hohle Menschen die in nem Flieger mit 6 Sitzen in einer Reihe den Sitzplatz 20 H suchen.
Irgendwann hatte man auch dieses Elend geschafft und landete dank Zeitverschiebung noch am frühen Morgen in Hamburg.
Eine insgesamt gelungene Tour mit drei interessanten Ländern und sehr sehenswerten Hauptstädten gind damit zu Ende.