"Wir machen gut Strecke!"

Stadion:

Lomé – Stade de Kégué

Spiel:

03.06.2022 – Togo vs Eswatini
Afrikameisterschaft Qualifikation, Gruppe B, 1.Spieltag
2:2 – Z: 15.000

Bilder aus Lomé:

http://www.sportandtravel.de/2022-06-03-togo/

Report:

Die Qualifikation zur Afrikameisterschaft bot einen bunten Blumenstrauß an Spielpaarungen Anfang Juni.

Da rückte Togo mit unkomplizierten Einreisemodalitäten und moderaten Flugpreisen am Hamburg schnell in den Mittelpunkt meiner Planungen. Es sollte ein Kurzausflug werden, da ich die Urlaubstage für was Größeres spare und da passt so ein kleines Land und in der Theorie nur ein fixes Spiel gut in meine Planung.

Die Reise sollte von Mittwoch bis Pfingstmontag gehen. Also drei Urlaubstage für einen neuen Länderpunkt in Afrika sind da sicher effizient investiert.

Air France bekam, nachdem sie mir Gambia zerschossen, aufgrund des Preises und der guten Flugzeiten eine zweite Chance.

Voraussetzungen für die Reise nach Togo waren die für in diesen Breiten übliche Gelbfieberimpfung und natürlich die quasi weltweit notwendige Corona Impfung, die dem Reisenden einen PCR Test vor Abreise oder bei Ankunft erspart.

Außerdem gibt es für 7 Tage ein Visa on arrival für 20 Euro. Längere Visas existieren, müssen aber vorab bei den Togolesischen Auslandsvertretungen beantragt werden. Ansonsten muss man noch online eine Art Einreiseformular ausfüllen und den Ausdruck mit Barcode bei Einreise abgeben. Hierbei übernimmt man im Prinzip einen Teil der Arbeit des Zolls. Clever ausgelagert würde ich mal sagen.

Air France nutzte die Chance zur Wiedergutmachung und brachte mich über Paris sicher nach Lomé. Davor gab es noch eine Zwischenlandung in Niamey der Hauptstadt von Niger. Komischerweise stieg hier ein großer Teil der Passagiere aus. Keine Ahnung was so viele Menschen dahin treibt. Ist jetzt nämlich als eines der ärmsten Länder der Welt nicht das allergrößte Urlaubsdomizil.

Es stiegen auch drei planlose Chinesen aus. Diese mussten mehrfach befragt werden wo sie denn raus müssen und mit Händen und Füßen wurde ihnen klargemacht, dass sie hier aussteigen müssen. Im Flugzeug muss man keine Maske mehr tragen. Auf diese verzichteten die drei auch während des Flugs. Als sie aber aussteigen sollten fing plötzlich das große Gewusel an. Ganzkörperanzüge wurden hektisch angezogen, Gesichtsschilder aufgesetzt und zusätzlich noch Masken. Damit wollte der Chinesen Mob dann in einem Entwicklungsland in Schwarzafrika, mit quasi nicht vorhandenen Coronamaßnahmen und ganz anderen Sorgen, aussteigen. Ja, ne ist klar!

In Niger interessiert das nämlich keine Sau. Spätestens außerhalb des Flughafens. Dann lauft halt rum wie Aliens bei über 30 Grad. Corona Doppelmoral: Im Pariser Flughafen und vollen Flieger nüschtz und in Niger an der frischen Luft im Ganzkörperkondom. Einfach nur lost!

Der Zwischenstopp dauert gute anderthalb Stunden ehe es dann noch eine knappe Stunde weiter geht nach Togo. Hier läuft die Einreise relativ gut organisiert. Corona Impfnachweis zeigen. Gelbfieber Impfung auch. Da ich dem Menschen im weißen Kittel gerade meine Corona App gezeigt hatte, dachte ich der medizinische Check wäre durch, aber er wollte eben auch noch das gelbe Impfheft mit der Gelbfieber Impfung sehen. Das musste ich erstmal aus dem Rucksack rauskramen. Das dauerte ihm alles zu lange und als ich das Heft in der Hand hielt wollte er es gar nicht mehr richtig sehen. Ich musste nur damit wedeln und durfte passieren. This is Africa!

Da mir die die nur folgende Zollkontrolle zu voll war, besorgte ich mir noch vor offizieller Einreise eine togolesische SIM Karte am Handystand. Danach war auch der Andrang am Zollschalter abgeflacht und ich wurde bei den Zöllnern vorstellig. 20 Euro cash für das Visa on arrival reichte ich durch die Scheibe und mein bereits zu Hause ausgefülltes Einreiseformular mit Barcode.

Ein Zöllner verschwand mit einer handvoll Pässen in einen Nebenraum und kam nach ein paar Minuten wieder und gab die Pässe inklusive Stempel an die Passagiere zurück. Damit war man dann offiziell eingereist.

Dann stürzen wir uns mal ins Getümmel. Hier gibt es den ersten großen Pluspunkt für Togo. Es ist ein Motorradtaxiland! Unmengen Motorräder sind auf den Straßen unterwegs. Es gibt offizielle Fahrer und auch inoffizielle Fahrer die einen bei Gelegenheit aufsammeln und im wahrsten Sinne des Wortes den Dollar nebenbei mitnehmen. Jeder der halbwegs in deine Richtung fährt und grob dein Ziel kennt, nimmt dich mit. Erst recht wenn er gerade nicht zwei Verwandte, drei Ziegen und vier Autoreifen transportiert.

In Togo, als ehemalige französische Kolonie (und unerheblich kurz mal deutsche Kolonie), wird französisch gesprochen und englisch ist nicht sehr verbreitet. Aber Hotel, Stadion und Airport bekommt man eigentlich noch jedem vermittelt. Mit der togolesischen SIM kann man dann mit dem Handy navigieren oder auch ein paar Wörter durch den Translator jagen. Ansonsten helfen aber auch gerne Leute die zufällig in der Nähe rumstehen und englisch können.

Der Flughafen liegt ziemlich in der Stadt also musste ich nur ein paar Meter zur Hauptstraße laufen und schon hatte ich einen Fahrer der mich für wenig Geld den kurzen Weg zum Hotel fuhr. Man zahlt für kurze Strecken eigentlich maximal 1.000 Westafrika Franc also etwa 1,50 EUR.

Das war dann eigentlich auch schon der lange Anreisetag. Nach dem Abendessen und einer ersten Testrunde im Pool ging es in die Federn und am nächsten Tag frisch ans Werk.

Am nächsten Morgen fielen mir im Hotel einige Gäste auf die bereits mit Badges für das Länderspiel am folgenden Tag rumliefen. Mit denen kam ich ins Gespräch und erzählte ihnen, dass ich auch vor hatte das Spiel zu sehen. Sie boten mir dann an mit ihnen ins Stadion zu kommen, da sie dort für die Fernsehübertragung aufbauen wollten. Da sage ich doch nicht nein.

Mit einem vollbepackten Pick Up fuhren wir zum Stadion. Dort ließ die Miliz nur Menschen mit offiziellen Badges rein. Mir wurde von der Fernsehtruppe dazu einfach einer in die Hand gedrückt und wir durften passieren. Ich half dann mit beim abladen und konnte nach dem Training von togolesischen Nationalmannschaft, das eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit war, Fotos vom leeren Stadion machen.

Das Stade de Kégué ist eine top gepflegte, da frisch renovierte, quietschbunte Schüssel für 30.000 Zuschauer mit einer mächtigen überdachten Haupttribüne mit dem Schriftzug “Allez le Togo” und ebenso fetten Gegentribüne auf welcher der Schriftzug “Stade de Kégué” abgebildet ist. Das Stadion verfügt außerdem über eine Laufbahn und eine riesige Anzeigetafel hinter dem Tor. Es erinnert von der Bauart ein bisschen an das Estadi de Son Moix von RCD Mallorca ( http://www.sportandtravel.de/2019-05-05-real-club-deportivo-mallorca-vs-real-sporting-de-gijon/ ).

Mit dem Vorabbesuch war eigentlich auch schon das Tagewerk vollbracht und ich verbrachte die restliche Zeit am Pool im Hotel. Genauso startete auch der Spieltag. Auspennen bis Mittag, ab in den Pool und ein kleiner Mittagsschlaf. Was anderes war da sowieso nicht möglich, da es heftig anfing zu regnen. Zum Glück hörte es ein paar Stunden vor dem Spiel auf und ich machte mich per Motorradtaxi auf den Weg.

Das billigste Ticket gab es für 1.000 CAF also ca. 1,50 Euro von fliegenden Händlern direkt vor dem Stadion. Offiziell waren 15.000 Zuschauer, also 50% der Stadionkapazität, zugelassen. Auch wieder so ein absoluter sinnloser Corona Aktionismus. Als ob sich 15.000 Togolesen anders verhalten als 30.000. Am Stadioneingang stauten sich die Menschen ohne Abstand. Es gab ein Gedränge und Geschiebe um rein zu kommen und im Stadion wurde dann dicht an dicht im Umlauf gestanden, gedrängelt und zusammen gefeiert. Das hätte man auch vorher wissen können. Als ob diese dämlichen Auflagen irgendwas bringen bzw. sich jemand dran hält.

Auf jeden Fall reicht die begrenzte Zuschauerzahl aus, denn soviel kommen in der Regel scheinbar zu den Heimspielen wenn man sich so die Auslastung des Stadions bei den Spielen vorher anschaut. Außerdem schien es so, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt die Stadiontore für jeden offen standen. Corona Auflagen am Arsch!

Gästefans aus Eswatini waren keine auszumachen, dafür hatten die Togolesen mächtig Bock. Herrlich, was da wieder an Paradiesvögeln unterwegs war! Ganzkörper bemalte Edelfans die für ein kleines Trinkgeld für Fotos zur Verfügung standen. Ich war auch ein begehrtes Fotomotiv und durfte gratis für den ein anderen Schnappschuss bereit stehen.

Außerdem sammelte sich hinter dem Tor unter der Anzeigetafel eine Fangruppe gekleidet mit der Togoflagge als Überwurf. Diese war mit einer ganzen Kapelle und weiteren Musikinstrumenten das ganze Spiel über und unabhängig vom Spielstand aktiv. Hier wurde ein blitzsauberes 90minütiges Konzert abgeliefert. Einfach nur geil. Ein kleines Video das mal einen Eindruck vermittelt gibt es auf dem neu gestarteten Youtube Kanal von sportandtravel. Schaut mal vorbei!

Der Rest des Stadions ging auch ziemlich gut mit und wurde in der Nachspielzeit leider mit dem Ausgleichtreffer von Eswatini doch noch enttäuscht. Bitter für die “Eperviers”, also Sperber, wie die Nationalmannschaft auch genannt wird. Als neutraler Stadionbesucher sah ich es locker, denn für mich stand ein viel wichtigeres Ergebnis fest, nämlich der eingefahrene Länderpunkt Togo.

Nach dem Spiel strömte der Mob auf die Straße und es entwickelte sich ein riesiges Verkehrschaos. Selbst Motorradtaxis hatten es schwer da durch zu kommen. Ich musste auch erstmal zwei drei Kilometer in Richtung Hotel laufen, bis ich endlich einen Fahrer fand der mich mitnahm.

Wir machten noch einen kleinen Zwischenstopp beim Imbissladen der tausend Köstlichkeiten bevor der Fußballtag bei Abendessen am Hotelpool sein Ende fand.