"Wir machen gut Strecke!"

Stadion:

Ulaanbaatar – MFF Football Centre

Spiel:

28.05.2023 – FC Ulaanbaatar vs FC Deren
Mongolei, Mobi Premier League – 4:2 – Z: 400

Ulaanbaatar: Ulaanbaatar

Report:

Spitzenspiel in der höchsten mongolischen Spielklasse. Erster gegen Zweiter, aber der FC Ulaanbaatar war schon einige Punkte vor und nur ein Sieg des FC Deren hätte ihnen eine Minimalchance gegeben noch an den FC U ranzukommen. Diese haben aber einen Lauf, gewinnen das Spiel und sind kaum noch von der Mongolischen Meisterschaft abzubringen. Das wiederum führt zur einzigen internationalen Teilnahmeberechtigung nämlich einem Startplatz im AFC Cup, dem zweithöchsten Clubwettbewerb des Kontinents quasi der asiatischen Europa League.

Der FC Ulaanbaatar lässt mit einem 4:2 aber nichts anbrennen und ist unaufhaltsam auf dem Weg zum Titel der Mobi Premier League.

Es gibt sogar zwei erkennbare Fangruppen, die zum größten Teil nach Familienangehörigen aussehen. Auf Seite vom FC Deren sind es sogar etwas mehr. Außerdem haben sie einen weltklasse Grillmeister dabei der mit bestem Blick aufs Spielfeld auch Getränke verkauft und somit die einzige Kaufmöglichkeit weit und breit darstellt. Hochmodern, wie man der mongolischen Hauptstadt nunmal ist, wird der Klimperbetrag für Würstchen und Getränk am Campingtisch mit Karte bezahlt!

Nach dem Spiel feiert der FC Ulaanbaatar die Quasi-Meisterschaft und ich mache mich zu Fuß auf den Weg zurück.

Hier war es mal wieder eine große Freude den Verkehr in der Hauptstadt zu beobachten und zu diesem muss ich noch ein paar Worte verlieren.

Kurz gesagt: an manchen Stellen der Innenstadt ist es ein absoluter Wahnsinn was hier los ist. Es staut sich ohne Ende. Es scheint immer ein bißchen abhängig von der Tageszeit zu sein, also grob gesagt morgens wollen alle in die Stadt und abend alle wieder raus. Manchmal ist das Verkehrschaos unerklärlich. Es ist stellenweise einfach nur zu voll. Die Fahrweise ist wild, aber es wird sich meistens noch an Regeln und Verkehrszeichen gehalten. Das sollte man bei geplanten Fahrten im Stadtgebiet immer beachten um nicht zu spät anzukommen.

Besonders kurios wirkt das ganze dann, wenn man die Stadt verlässt. Nur wenige Kilometer außerhalb wird es deutlich ruhiger und noch weiter weg herrscht quasi tote Hose. Da fährst du zum Beispiel die fast 40 Kilometer vom Reiterstandbild Richtung Stadt in 40 Minuten und brauchst für die letzten 10 Kilometer bis zum Hotel nochmal 45 Minuten. Das sollte man nicht unterschätzen.

Es liegt auch am krassen Bauboom und Zuzug in die Stadt. Hier leben mit ca. 1,5 Millionen Menschen fast die Hälfte der Mongolen. Die Stadt ändert sich rasant und wächst immer mehr, was sich selbstverständlich auf den Verkehr auswirkt.

Ulaanbaatar befindet sich also im Wandel und ich versuche an dieser Stelle mal die Stadt zu beschreiben und einzuordnen, um auch ein Fazit zur Mongoleireise zu ziehen. Dabei kann es sich insbesondere bei einer so schnell wachsenden Stadt nur um eine Momentaufnahme handeln.

Für mich sind bei Ulaanbaatar mindestens drei Haupt-Charakteristika zu erkennen:

Selbstredend die typischen mongolischen Merkmale wie Menschen in traditionellen Kleidungen, alte Klöster und Tempel, Dschingis Khan und seine Nachfolger als Statuen und Bilder überall in der Stadt verteilt, sowie die gute, günstige und fettige mongolische Küche. Gerne wird sich auch in den Garten, in die Garage oder aufs Dach ein typische Jurte gestellt um teilweise dort die warmen Monate zu verbringen und trotz dem Wohnen im Haus noch das ursprüngliche Nomaden Erlebnis zu erhalten und zu weiterzu(er)leben. Alte Tugenden wie Reiten und Bogenschießen werden als Sport weiter betrieben.

Ein weiteres Merkmal ist der sowjetische Einfluss. Am besten zu erkennen am Dsaisan Denkmal und der alten mongolisch-sowjetischen Freundschaft, bereits entstanden im Russisch-Japanischen Krieg und auch später im gemeinsamen Kampf im zweiten Weltkrieg gegen die Achsenmächte. Außerdem sind beide Länder, also heute Russland, Nachbarn. Des Weiteren findet man die typischen großen Prachtstraßen und noch einige alte Wohnhäuser im feinsten Ostblock Stil.

Die dritte auffällige Charakteristik ist die Moderne. Es wird gebaut und erneuert ohne Ende. Apartment- und Bürohochhäuser schießen in die Höhe. Neue Einkaufszentren und Shoppingmalls entstehen und auch hier und da neue Sportstätten und Arenen. Die Skyline wird immer imposanter und erinnert mittlerweile an amerikanische Großstädte. Westliche Fastfoodketten finden ihren Weg nach Ulaanbaatar. Karaoke Bars überall in der Stadt. Die Jugend ist hip gekleidet unterwegs, alle glotzen aufs Smartphone und die TikTok Choreographien sind bereits gut einstudiert.

Somit ist Ulaanbaatar ist ein hochinteressante Mischung aus Alt und Neu sowie Tradition und Moderne. Ich vermute die Stadt ist in ein paar Jahren kaum wiederzuerkennen.

Ganz im Gegensatz dazu steht der Rest des Landes wo das Leben viel ruhiger und entspannter abläuft. Hier gibt es noch viel zu entdecken, was aber nur mit einem längeren Aufenthalt möglich ist. Mit meinen paar Tagen Anwesenheit habe ich zumindet einen ersten Eindruck und ein ungefähres Bild vom Land erhalten. Naturliebhaber, Backpacker, Wanderer und Outdoorfreunde können in den unendlichen Weiten der Mongolei noch viel mehr Zeit verbringen. Auf jeden Fall kann ich eine Reise in die Mongolei nur empfehlen!