Stadion:
Barcelona – Estadi Olímpic Lluís Companys
Spiel:
15.12.2024 – FC Barcelona vs CD Leganés
Spanien, Primera División / La Liga – 0:1 – Z: 39.523
Report:
Das Main-Event des Wochenendes näherte sich. Mit verbesserter Kleidung ging per U-Bahn Richtung Olympia Stadion bis zum Plaza de España. Von dort aus kann man mit dem Bus auf den Montjuïc, den Hausberg Barcelonas, fahren oder man läuft hoch.
Da mir die Anreise mit der überfüllten U-Bahn auf dem Hinweg gereicht hat und ich keine Lust auf einen ähnlich überfüllten Bus hatte, entschied ich mich wie viele anderen zu Fuß zu gehen. Das funktioniert ziemlich gut, auch wenn es den Berg hoch geht, da ein Großteil der Strecke mit Rolltreppen ausgestattet ist. So kann man die Höhenmeter doch ganz bequem überwinden. Sehr voll war es aber auch hier.
Das Stadion ist schon eine top Schüssel die während der Barcelona Spiele Platz für knapp 50.000 Zuschauer bietet. Es wurde bereits 1929 eröffnet und war Austragungsort der Olympischen Spiele 1992. Hier gibt es viele interessante Details zu entdecken wie zum Beispiel diverse Statuen, eine analoge Anzeigetafel oder Stadionuhr und das noch vorhandene Podest für die olympische Fackel. Das Stadion selbst war das absolute Highlight des Abends. Danach ging es leider nur noch abwärts.
Nicht dass ich irgendwelche besonderen Sympathien für den Verein hätte, aber der große FC Barcelona verliert gegen die Dorftruppe vom CD Leganés.
Im Stadion ist keine aktive Fanszene zu erkennen. Entweder sind die echt so unsichtbar oder es gibt die vernünftige Erklärung, dass sie die Heimspiele im Olympiastadion boykottieren. Warum auch immer. Selten so eine nicht vorhandene Stimmung in so einer hohen Liga erlebt.
Einfach nur Theater Publikum, durchsetzt von Touristen aus aller Welt insbesondere aus Asien. “Once in a Lifetime Instagram Pärchen” eingedeckt mit überteuerten, dafür hässlichen generischen Fanartikeln, die permanent knipsen und filmen oder die bucklige Verwandtschaft in Shenzhen oder Osaka per Videocall mitten in der Nacht live ins öde Stadionerlebnis mit einbinden.
Er muss mit der Handykamera draufhalten während sie weit vor Spielbeginn im halbleeren Stadion posiert. Torfnasen die hochkant filmen, ohne eine Gefühl für Motive und Perspektiven, wenn der Platzwart aufläuft oder ein Helfer die Hütchen zum warm machen platziert, aber nicht wenn Lewandowski direkt vor ihrer Nase ist.
Nie haben sie vorher ein Fußballspiel besucht, aber heute ist ihr großer Tag! Schade nur, dass Messi heute nicht aufläuft. Darauf hatte besonders er sich so gefreut.
Die wenigen richtigen Fans können einem da Leid tun. Aber so ist es wenn du als Verein so erfolgreich bist und dazu noch einer der europäischen und weltweiten top Reisedestinationen zu Hause bist. Da wirst du von Touris überrannt. Bringt am Ende auch Devisen, aber für das Fanleben ist das nicht sehr zuträglich. Wohlwissend, dass ich hier selbst nur zu Gast bin.
Auch das verkrampfte Programm vor dem Spiel ist fürchterlich. Betreutes Fandasein! Da wird versucht noch etwas Stimmung aus der hohlen Masse rauszukitzeln. Zum Beispiel mit einem tollen Quiz bei dem weltbewegende Fragen gestellt werden, wie zum Beispiel: Wie heißt unser Maskottchen? Ein Typ im Katzenkostüm! Antwortmöglichkeiten (so oder so ähnlich): Bimmel, Bommel oder Cat. Hmmmmm schwierig!
Traurig wie man als absoluter Traditionsverein so werden kann. Sehen wir das Positive: ich konnte das schicke Stadion besuchen. Danach hieß es Abflug, den mit 21 Uhr Anstoß wurde es nach hinten raus doch recht spät. Mit dem letzten, zum Glück nicht vollen, Bus ging es auf direktem Weg zum Hotel. Dadurch konnte ich mir das Elend in der U-Bahn mit den traumatisierten Edelfans ersparen.
Damit war der Sport in Sack und Tüten. Am nächsten Morgen flog ich mit Vueling wieder zurück nach Hamburg. Insgesamt ein stimmungsarmes aber zumindest ertragreiches Wochenende in Barcelona.